SAKRALE KUNST

Ein Überblick sehenswerter Präsentationen, die einen Einblick in das religiös motivierte Kunstschaffen bieten


Linkss: Aus der Ausstellung „Krippen aus dem Grödnertal – 200 Jahre Schnitzkunst“ im Museum am Dom Trier:: „Drei Könige“, Emilia Senoner (geb. 1933), 1996, Zirbelkiefer, farbig gefasst, Leihgabe der Künstlerin. (Foto: Matthäus Kostner) Mitte: „Heilige Familie“, Ivo Piazza, 2017, Zirbelkiefer, Leihgabe des Künstlers. (Foto: Ivo Piazza)

Rechts: Blick in das Dommuseum Frankfurt ( © www.dommuseum-frankfurt.de © Wolfgang Günzel)


Bis 26. Januar zeigt das Museum am Dom Trier die Ausstellung „Krippen aus dem Grödnertal – 200 Jahre Schnitzkunst“. Mit Leihgaben aus dem Museum Gherdëina in St. Ulrich (Südtirol) sowie zahlreichen privaten Leihgaben bietet die Schau einen Einblick in die Geschichte der Krippen-Schnitzkunst im Grödnertal vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute. Einen ersten Aufschwung erlebte die Krippenschnitzkunst nach dem Verbot der öffentlichen Krippen durch Kaiser Josef II. im Jahre 1782. So entstanden in der Zeit des Biedermeier erstmals Krippen in großer Zahl für private Haushalte. Durch die im Jahre 1872 in St. Ulrich gegründete Schnitzschule gab es bis weit ins 20. Jahrhundert hinein immer wieder neue künstlerische Impulse. Neben den Figurenkrippen entstanden auch Reliefs und Blockkrippen. Der Einsatz von Bildschnitzmaschinen stürzte das Schnitzhandwerk nach 1960 in eine Krise. Ab 1969 garantiert eine Schutzmarke für ausschließlich von Hand gearbeitete Holzskulpturen.

www.bistum-trier.de/museum

 

Das Museum Kolumba in Köln wurde 1853 vom Christlichen Kunstverein (Gebrüder Baudri) als „Erzbischöfliches Diözesanmuseum“ gegründet. Zur Sammlung gehören Werke aus zweitausend Jahren abendländischer Kultur von der Spätantike bis zur Gegenwart. Noch bis 17. August 2020 ist die Schau „1919 49 69ff. Aufbrüche“ zu sehen. Mit Werken der in den vergangenen dreißig Jahren gewachsenen Sammlung werden historische Zeitabschnitte ästhetisch vermittelt. Vom Mittelalter bis zur Moderne und vom Tafelbild bis zur elektrischen Uhr weden alle Medien berücksichtigt, ein Miteinander, das Kolumba auszeichnet.  Die Ausstellung beginnt mit dem Jahr 1919 und würdigt das neu gegründete Bauhaus, das Junge Rheinland und die Künstler der Kölner Progressiven. Weiter verfolgt die Schau die Absichten, Utopien und Nöte der Zwanziger Jahre, betont den Zusammenbruch im „Dritten Reich“, um mit 1949 eine zweite Wegmarke zu setzen. Denn der Bau der in diesem Jahr geweihten Kolumba-Kapelle markiert in Köln einen der wesentlichen Aufbrüche nach 1945. Ab 1969 verfolgt die Fokussierung auf die Kunst den Gedanken, dass „Aufbrüche“ ein Kriterium künstlerischer Arbeit darstellen, dass Kunst Grenzen überschreitet und ihre eigenen Medien infrage stellt, zuweilen zerstört, um darin weiterzukommen. Ihre Aktualität bezieht die Ausstellung aus der Doppelbedeutung des Titels, denn „Aufbruch“ beinhaltet sowohl Zerstörung als auch Neubeginn. 

www.kolumba.de

 

In der Ausstellung „Peter Paul Rubens und der Barock im Norden“ sind hochkarätige Exponate aus internationalen Museen und Sammlungen im Diözesanmuseum Paderborn zu sehen. Rubens gehört zu den bedeutendsten Meister des 
flämischen Barock und war bereits zu Lebzeiten der Star seiner Branche. Von seiner Werkstatt in Antwerpen aus verbreiteten sich seine neuartigen Bildideen in ganz Europa. Als der Paderborner Dom am  17. Januar 1945 kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs von Bomben getroffen wurde, zerstörten die Luftminen auch ein einzigartiges Zeugnis barocker Kunst: Das Altargemälde des mächtigen, von den Antwerpener Bildkünstlern Antonius und Ludovicus Willemssens für den Ostchor geschaffenen Hochaltars. Obgleich das kostbare Gemälde in kleinste Fetzen zerrissen wurde, blieben diese wie durch ein Wunder erhalten, während der mächtige Aufbau des Hochaltars gut zwei Monate später im schweren Bombenangriff vom 27. März 1945 den Flammen zum Opfer fiel. Die erhaltenen, nun komplettierten Fragmente bilden den Ausgangspunkt für die große Sonderausstellung. Ausgehend von der computer-gestützten Rekonstruktion des 
Hochaltargemäldes folgt die Ausstellung den Spuren der Gebrüder 
Willemssens, die in Antwerpen im direkten Umfeld Peter Paul Rubens‘ gelernt und gearbeitet haben. Die Schau präsentiert in sechs Ausstellungseinheiten nicht nur die bahnbrechenden künstlerischen Impulse des flämisch geprägten Barock und die Innovationen in der Architektur und Kirchenausstattung im 17./18. Jahrhundert. In den virtuosen, so noch nie gezeigten Skizzen und Modelli von der Hand Rubens‘ selbst und seiner Kollegen kann der Besucher der schöpferischen Kraft – der prima idea – der genialen Barockkünstler ganz nahe kommen. Zu sehen sind Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen und Grafiken von Rubens und anderen einflussreichen flämischen Meistern seiner Zeit – unter anderem aus Antwerpen, Paris, Marseille, Wien oder Berlin.

https://dioezesanmuseum-paderborn.de

 

In der Advents- und Weihnachtszeit ab 9. Dezember zeigt die Domschatzkammer Aachen die prächtige Tiroler Weihnachtskrippe. Die rund 130 menschlichen Figuren und Tiere und die vielen Miniaturbauwerke entstanden im 19. Jahrhundert. Es handelt sich um eine „bekleidete Krippe“, denn alle menschlichen Figuren sind mit eigens geschneiderter und geschmückter Kleidung versehen. Einige der Hirten tragen Trachten aus Tirol. Besonders aufwendig gearbeitet sind die Gewänder wie auch der farbenprächtige Kopfputz der zahlreichen Engel. Die Figuren sind aus Holz und Draht gebildet. Ihre Köpfe wurden aus Wachs geformt und liebevoll bemalt, die Augen bestehen aus Glas. Die Gebäude und Tiere wurden aus Holz geschnitzt und bemalt. In einer aufwändig gestalteten, hügeligen Landschaft tummelt sich eine Vielzahl von Gestalten aus der Weihnachtsgeschichte und den Legenden, die darum entstanden sind.

www.aachener-domschatz.de

 

Als Ort der Königswahl und später auch der Krönung des Kaisers des Heiligen römischen Reiches ist der Frankfurter Kaiserdom von höchstem historischem Interesse. Das Dommuseum Frankfurt zeigt Informationen und Exponate, die diese bedeutenden Ereignisse der europäischen Geschichte anschaulich werden lassen. Zu sehen sind kirchliche Schatzkunst, eine reiche Sammlung mittelalterlicher und barocker Messgewänder und bedeutende Exponate zum Frankfurter Kaiserdom. Das Museum im Kreuzgang des Frankfurter Kaiserdoms St. Bartholomäus wurde 1987 eröffnet. Der Kreuzgang selbst geht auf das frühe 15. Jahrhundert zurück, Zerstörungen und Veränderungen späterer Jahrhunderte haben jedoch ihre Spuren hinterlassen. Die Maßwerkfenster und das Deckengewölbe mit seinen schönen architektonischen Details vermitteln noch heute eine Vorstellung seiner einstigen Gestalt. St. Bartholomäus besaß im Mittelalter einen reichen Kirchenschatz: Goldschmiedearbeiten, kostbare Messgewänder und Stoffe, Handschriften und frühe Drucke. Bedeutende Teile des heutigen Bestandes gehen auf die Barockzeit zurück. Auch im 19. Jahrhundert wurde die Sammlung um wichtige Objekte erweitert. Im „Sakristeum“, der 2006 im unmittelbar benachbarten Haus am Dom eröffneten Dependance des Museums, werden die Kirchenschätze von St. Leonhard und aus der Liebfrauenkirche präsentiert. Viele der hier aufbewahrten Gegenstände stammen aus den aufgegebenen Klöstern der Karmeliter und der Dominikaner. Der Rundgang durch den Kreuzgang und durch das „Sakristeum“ vermittelt einen Eindruck des einstigen Reichtums der drei Frankfurter Stiftskirchen.

https://dommuseum-frankfurt.de