Herman Rastorfer ›Lebenslinien‹

Das Bank Austria Kunstforum Wien zeigt eine großangelegte Werkschau des bekannten österreichischen Designers und Künstlers.



Blick in die Ausstellung "Hermann Rastorfer - Lebenslinien"


Hermann Rastorfer (1930 – 2009) war ein Universaltalent. Seine künstlerische Handschrift prägte über Jahrzehnte die Kommunikation weltweit bedeutender Marken wie Böhringer Ingelheim, Nutella, Ferrero, Deutsche Bundesbahn oder Volkswagen sowie zahlreicher Pharmaunternehmen. Österreichischen Marken wie Schlumberger oder Humanic hat er einen unverwechselbaren Stempel aufgedrückt. Er prägte die Werbelandschaft mit seinen ikonischen Designs wie kaum ein anderer. Generationen hielten von ihm gestaltete Produkte in den Händen. Noch heute gehen viele Designs auf seinen Ursprung zurück. Seine VW-Kampagnen mit dem eingängigen Claim „Einen VW müsste man haben“ zählen zu den brillantesten Werbungen der 1950er- und 1960er-Jahre, die Trends in der internationalen Kommunikation prägten und viele Strategen inspirierten. Ab den 1970er-Jahren widmete sich das Multitalent der freien Kunst. Jetzt widmet die Zürcher Galerie Gmurzynska Rastorfer eine umfassende Werkschau im Bank Austria Kunstforum Wien.

Bei Hermann Rastorfer sind die Grenzen zwischen Kunst und Design fließend. Beide Bereiche stehen im ständigen Dialog miteinander. Er betätigte sich als Maler, Zeichner, Bildhauer, Erfinder, Architekt und Grafiker. Dabei reicht seine künstlerische Inspiration bis in die Antike zurück. So beschäftigte er sich mit zeitlosen Themen wie der griechischen Mythologie. Auch die Darstellung der menschlichen Anatomie war ein Thema, dem sich Rastorfer unermüdlich näherte.

Neben Zeichnungen und Gemälde schuf Hermann Rastorfer auch zahlreiche Skulpturen, die in permanenten Ausstellungen von Peking bis Salzburg zu sehen sind. Dabei stehen seine Bronzen in der Tradition von Rodin und Maillol, wirken jedoch in ihrer Rohheit zeitgemäß.

Die Ausstellung „Hermann Rastorfer Lebenslinien“ ist ein spannender Parcours zwischen angewandter Kunst und sogenannter Hochkunst, der das überaus vielseitige künstlerische und gestalterische Oeuvre dieses Ausnahmetalents in allen Facetten beleuchtet.



Blick in die Ausstellung "Hermann Rastorfer - Lebenslinien"


Hermann Rastorfer

›Lebenslinien‹

bis 22.9.22

 

Bank Austria Kunstforum 

Freyung 8

A-1010 Wien

Mo-Fr 10-18 h

www.kunstforumwien.at

Dieter nuhr zeigt seine Werke in der Biblioteca Nazionale Marciana Venedig



Dieter Nuhr, Ratingen © Künstler


Der 1960 in Wesel geborene Künstler Dieter Nuhr beschäftigt sich in seinem künstlerischen Werk mit den Themen Fremde und Vertrautheit, Ferne und Nähe. Während er in den 1990er-Jahren noch mit Pinsel und Ölfarbe arbeitete und später zur Fotografie wechselte, fügt er heute malerische und fotografische Elemente in seinen Bildwerken mit den Mitteln moderner Technik zusammen. Dabei programmiert er digitale Pinsel, die in mehreren Schritten und Farbschichten die ursprüngliche Fotografie überlagern und teilweise auch überdecken.

 

Nuhrs Bilder wachsen aus malerischen Strukturen heraus und verlieren, obwohl sie zu hundert Prozent aus Fotodaten bestehen, den Charakter einer bloßen Abbildung. Das Fotografierte verliert sich, löst sich in weiten Teilen auf, um dann in einem malerischen Prozess neu konstruiert zu werden. Damit bringt er das mit zeitlichem und räumlichem Abstand zunehmend Weltentrückte in der Erinnerung zum Ausdruck. Am Ende entstehen malerisch wirkende Kompositionen, die mit klassischer Fotografie nur noch wenig zu tun haben. Nuhrs Bilder ähneln eher Gemälden, entstanden mit den handwerklichen Mitteln des 21. Jahrhunderts. Eben das macht sie so faszinierend.

 

Die Motive findet der Künstler auf seinen Reisen durch die Welt. In fast hundert Ländern ist er schon gewesen und hat ihre Landschaften, Bauwerke und auch Menschen mit der Linse eingefangen. In der eindrucksvollen Einzelausstellung, die von Manfred Möller kuratiert und von der Association for Art in Public Dirk Geuer organisiert wird, sind nun teils großformatige Bilder mit Motiven aus den Ländern Äthiopien, Brasilien, Indien, Mexiko, Nepal, Peru und Sri Lanka einer Reihe von Aufnahmen aus seinem Heimatland Deutschland gegenübergestellt. Dabei spielt das Ruhrgebiet, wo Nuhr geboren und aufgewachsen ist, eine übergeordnete Rolle. Hier findet sich die für diese Region typische Industriearchitektur in seinen Bildkompositionen wieder.

 

Dass Dieter Nuhr auch das Handwerk der Zeichenkunst beherrscht, beweisen eindrücklich seine malerisch unterlegten Skizzen, die erstmalig in den Sale Monumentali der Biblioteca Nazionale Marciana ausgestellt werden. Sie wurden eigens für diesen besonderen Ort geschaffen und greifen u.a auch Paolo Veroneses berühmte Wandbilder aus der Marciana, die Platon und Aristoteles zeigen, auf. Damit tritt er in den direkten Dialog mit den Meisterwerken der Renaissance-Kunst, für welche die Prunkräume der Marciana weltbekannt sind.

 

Die international angelegte Wanderausstellung reist von Venedig weiter nach Dakar in den Senegal und wird auch an weiteren Stationen Halt machen.


Dieter Nuhr

›Von Fernen umgeben / Circondato di Lontano

bis 2.10.22

 

Biblioteca Nazionale Marciana

Piazza San Marco, 13/4

IT-30124 Venedig

www.bibliotecanazionalemarciana.cultura.gov.it